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17.09.2013

Durch das wilde Karamoja 18 - Turkana 5

Da die Wasserstelle weit entfernt war und es in unserer Richtung ein Bohrloch mit Wasser geben soll, brechen wir mit dem ersten Tageslicht auf, ohne unsere Vorräte neu aufgefüllt zu haben.

                                      Morgen in der Savanne




Glücklicherweise begegnen wir zwei Turkana die uns erzählen, dass auch dieser Brunnen trocken ist, und wir besser zu ihrem Lager marschieren sollten.

                                           Glückliche Begegnung

Natürlich folgen wir ihrem Rat und erreichen bereits gegen 9 Uhr das Awi der Turkana. Die Leute wirken eher reserviert uns gegenüber und erlauben auch nur, dass Lochapp mit unseren Wassersäcken zu der entfernten Wasserstelle gehen darf, während wir anderen im Lager auf ihn warten müssen. Eine ganze Reihe der Männer, zum Teil mit Kalaschnikows bewaffnet sitzt im Schatten einer Akazie. Als mir ein bestimmter Geruch in die Nase steigt, wird mir klar, was hier abgeht: Bereits jetzt am frühen Morgen sind die Männer dabei hochprozentigen Alkohol zu trinken. Mir ist klar, dass daher die Situation schnell unkalkulierbar werden kann, und raune Gabriel zu, dass hier ein Besäufnis im Gang ist, und es schön wäre, wenn wir so schnell wie möglich das Weite suchen könnten. Anders als sonst, möchten sich hier die meisten Frauen nicht fotografieren lassen. Einer der Männer fordert mich unmissverständlich auf ihm Geld zu geben. Natürlich tue ich so, als ob ich nicht verstehe was er will, daher lässt er schnell von mir ab. Endlich kommt Lochapp mit dem Wasser zurück, aber jetzt fällt unseren beiden Begleitern ein, dass sie Hunger haben und erst mal kochen müssen...

Zwar sitze ich auf glühenden Kohlen, aber noch scheinen die Trinker relativ nüchtern zu sein, und wir bekommen kein Problem. Nach unendlich lang erscheinender Zeit können wir dann endlich weiter ziehen.
Später am Nachmittag durchqueren wir Kaibock, ein stark verbuschtes felsiges Gebiet mit schwierig zu durchquerenden, tief eingeschnittenen Trockentälern. Offenbar weidet hier niemals das Vieh, da es als eine Art von Niemandsland zwischen den Territorien der Turkana und der Dodoth, einer Untergruppe der Karamojong gilt. Wir wollen heute früh das Lager aufschlagen um noch Zeit zum Fotografieren und Umherstreifen zu haben. Daher kommt uns ein herrlich gelegener Kamm mit grandioser Aussicht über Dornsavanne und Berge gerade recht und wir beenden schon gegen 16 Uhr den heutigen Wandertag.
Endlich habe ich die Gelegenheit mich alleine zu einem längeren Streifzug aufzumachen, daher bin ich rasch wieder unterwegs. An einem felsigen Hang steht ein blattloser Baum mit wunderschönen lachsroten Blüten.

                                     Ein toller Farbtupfer

Von einem Berg aus höre ich eine Pavianhorde und erspähe sie dann auch tief unter mir im Tal. Natürlich versuche ich den Primaten bis auf Fotografierentfernung nahe zu kommen. Das dauert zwar ziemlich lange, ist aber sehr spannend. Schließlich bin ich in ihrer unmittelbaren Nähe, leider haben sie sich aber in den dichten Baumbewuchs eines Galeriewaldes, an einem ausgetrockneten, tief eingeschnittenem Wasserlauf begeben. Daher gelingt es mir kein gutes Foto zu machen.


           Leider gelingt mir kein besseres Bild der Paviane

Im sanften Abendlicht beginnen die locker in der Landschaft stehenden Akazien regelrecht zu leuchten.


                                      Akazien im Abendlicht

Rechtzeitig zum Sonnenuntergang bin ich zurück im Lager. Gabriel hat sein Stativ aufgebaut und fotografiert schon seit einiger Zeit die schöne Landschaft, aber auch mir gelingt es noch einige Bilder zu machen bevor es dunkel wird.


                 

Am nächsten Morgen haben wir noch einmal eine Wildbegegnung: Eine Warzenschweinfamilie erscheint vor uns im Gras. Doch insgesamt war das Matheniko Reservat eine Enttäuschung für mich, was den Tierbestand angeht. Schade, nach wie vor ergeben die großen Reservate in Karamoja einen fast ununterbrochenen Wildniskorridor. Sowohl von Norden, d.h aus dem Kidepo Nationalpark als auch von Pian- Upe aus könnte eine Wiederbesiedlung erfolgen. Wenn die Nomaden merken, dass Ihnen der Naturschutz auch persönlich etwas bringt, etwa durch Natur- oder Safarijagdtourismus, erscheint eine erneute Koexistenz von Wildtieren und Viehhaltern keineswegs undenkbar, schließlich war das viele Jahrhunderte lang ebenfalls möglich.

Stellenweise müssen wir uns wieder durch den dichten Busch des Niemandslands zwängen.

                                     Durch dichten Dornbusch

Unsere Begleiter haben kein Wasser mehr, glücklicherweise schleppe ich jetzt genug von dem kostbaren Nass!

Am Nachmittag erreichen wir Loyoro, wo wir einen neuen Führer finden und Proviant kaufen wollen. Allerdings ist Loyoro gar kein richtiger Ort. Außer einem Verwaltungsgebäude, einer Armeebaracke und einer Schule gibt es hier fast nichts. Immerhin wurde der örtliche Posten der Wildschutzbehörde schon von unserem Kommen unterrichtet. Die drei Männer sind freundlich, können aber nichts weiter für uns tun. Gabriel und ich gehen zur örtlichen Mission. Dort werden wir von zwei Priestern aus Kamerun und Kenia freundlich aufgenommen. Zu allem Überfluss dürfen wir sogar ein kaltes Bier trinken. Die Priester würden uns gerne beherbergen, erwarten aber noch eine Delegation aus Österreich, daher beschließen wir Richtung Kaabong, dem nächsten Ort weiter zu laufen.
Zwar ist es interessanter weglos durch den Busch zu wandern, immerhin kommen wir auf der Erdpiste aber rasch vorwärts. Wir wandern durch ein breites, recht dicht besiedeltes Tal. Immer wieder begrüßen uns Leute und stellen fragen. Die gedruckten Sprüche vor einer einer Schule sind recht erbaulich: "Education first, Sex later..."
Massen von Ziegen ziehen an einer kahlen Felswand hoch.

               Ziegenpfade in der Steilwand

Es ist schön in den friedlichen Abend hinein zu laufen, aber erst unmittelbar vor dem Dunkel werden finden wir einen Lagerplatz am Rand eines Hirsefeldes.

Als morgens um 5 die ersten Regentropfen auf mein Gesicht fallen, wache ich auf. Zunächst hoffe ich, dass es sich nur um ein kurzes Schauer handelt, aber der Regen wird stärker. Also packe ich mein Zeug zusammen und setzte mich zu Losike und Lochapp ans Feuer. Erst gegen 6.30 ist es hell genug, dass wir los marschieren können. Erst nach zweieinhalb Stunden hört der unverhoffte Regen auf, und die Sonne macht vorsichtige Anstalten wieder zu erscheinen.

                                        Nach dem Regen


                                    Losike und Lochapp


                                   Nach dem Regen 

Bereits gegen 11 Uhr erreichen wir den trostlosen, staubigen, sich lang an der Hauptstraße aufreihenden Ort Kaabong. Immerhin finden wir ein einfaches Hotel. Natürlich gibt es kein fließendes Wasser, aber die üblichen Kanister stehen für ein Bad zur Verfügung.


                  Mit den Wasserkanistern wäscht man sich

Unsere Begleiter wollen sich im Ort eine andere Unterkunft besorgen und nach einem Führer für den nächsten Abschnitt Ausschau halten. Nachdem wir unsere Vorräte erneuert haben, machen wir die Bekanntschaft von Dr. Francis, einem Arzt der für das UN World Food Programm arbeitet. Er lädt uns ein mit zum Stützpunkt der Organisation zu kommen um dort einen Computer zu benutzen. Das Gespräch mit dem Arzt und dem örtlichen Leiter des Ernährungsprogramms lässt uns weitere Einblicke in die Lebenswirklichkeit Karamojas gewinnen. Allerdings fahren diese Leute nur unter militärischem Geleitschutz mit ihren Geländewagen in die Umgebung. So ist es auch kein Wunder, dass sie unsere kleine Expedition für extrem gefährlich halten...




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