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18.06.2013

Durch das wilde Karamoja 7 - Auftakt im Pian- Upe Wildreservat

Zwar sind es nur etwa zehn Kilometer Luftlinie von Kapchorwa bis in die Ebene Karamojas, aber der Höhenunterschied ist gewaltig. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass sich die Fahrt mit den beiden Boda- Boda Fahrern, die wir gestern angeheuert haben, als ziemlich halsbrecherisch erweist. Stellenweise ähnelt die Piste eher einem steilen Geröllfeld, als einer Straße...
Bald liegt die fruchtbare Vulkanzone hinter uns und es wird mit jedem Meter heißer, karger und trockener.
Unsere Fahrer beherrschen ihre Maschinen, daher gelangen wir problemlos nach unten.
Auf Google Earth hatten wir den Startpunkt unserer Wanderung in das Pian- Upe Reservat festgelegt und die Koordinaten ins GPS eingegeben. Daher wundert es mich, dass Gabriels Moped, welches vorne liegt, immer weiter fährt, obwohl wir unseren beabsichtigten Startpunkt schon längst passiert haben. Offenbar handelt es sich um ein Missverständnis zwischen meinem Partner und seinem Fahrer. Jedenfalls halten wir dann mitten im Ort Chepsikunya. Ich wollte unbedingt vermeiden in einem Ort unsere Wanderung zu beginnen, denn selbstverständlich zieht die Ankunft von zwei weißen Wanderern viel Aufmerksamkeit an, was nicht nur angenehme Folgen haben kann...
Nun ja, jetzt sind wir nun einmal hier und starten also im Ort. Selbstverständlich hat sich bereits eine Menschentraube um uns gebildet und es kommen auch die unausweichlichen Fragen, was wir denn vor  hätten...

Wir erzählen, dass wir die Piste entlang zum Hauptquartier des Reservats laufen wollen. Bevor wir weitere Märchen erzählen müssen, nehmen wir rasch unser Gepäck auf, und laufen schnellen Schrittes auf der Straße weiter.
Als nur noch zwei Leute in weiter Entfernung hinter uns zu sehen sind, verlassen wir die Piste und laufen in den offenen Dornbusch. Kaum sind wir einige Meter gelaufen sehen wir auch schon einige Oribis, eine kleine Antilopenart. Das fängt ja vielversprechend an!
Nach einer halben Stunde legen wir eine Pause ein, um unseren weiteren Kurs Richtung Mount Napak zu bestimmen. Plötzlich sehen wir einen khakifarbenen Geländewagen quer durch den Busch auf uns zu fahren. Die Insassen entpuppen sich als der Chef des Reservats, zwei bewaffnete Ranger und ein gangstermäßig wirkender Zivilist, der überwiegend das Wort führt. Zunächst versuchen wir zu erzählen, dass wir nur eine Nacht hier im Busch zelten wollen. Uns wird klar gemacht, dass wir dazu eine Genehmigung brauchen, die wir nur im Hauptquartier erhalten können, wohin uns die Männer mitnehmen wollen. Der "Gangster" merkt, dass uns das überhaupt nicht gefällt und wittert seine Chance für ein kleines Geschäft. Wir erfahren, dass der reguläre Eintritt hier 25 Dollar beträgt. Zwar wissen die Männer auch, dass wir länger als drei Tage für die Durchquerung des Reservats brauchen werden, aber sie geben sich mit 75 Dollar pro Kopf zufrieden. Der Chef erlaubt uns sogar seinen Dienstausweis zu fotografieren, als wir ihn darum bitten eine schriftliche Erlaubnis zu erhalten, die wir auch anderen Rangern etc. zeigen können. Aus verständlichen Gründen will er nichts Schriftliches hinterlassen, daher sind wir überrascht, als er erlaubt seinen Ausweis zu fotografieren.
Nachdem das Geschäftliche geklärt ist, erhalten wir noch einige Informationen:  Unsere größte Sorge, dass Auffinden von Wasser sei kein Problem, erfahren wir. Der "Gangster" entpuppt sich als Angestellter eines Safarijagdunternehmens, der erzählt, dass das Reservat bislang von etwa 20 Jagdurlaubern im Jahr aufgesucht wird. Nicht gerade viel für ein Schutzgebiet von fast 3000 Quadratkilometern Größe!
Wir sind zwar frustriert darüber "abgezockt" worden zu sein, aber andererseits sind wir auch überrascht und glücklich darüber, dass wir überhaupt weiter laufen dürfen. Offenbar hatte eine der Dörfler mit seinem Handy die Ranger informiert!
Bald darauf stehen wir am Ufer eines breiten, tiefen Baches. Zwei Angler die wir dort treffen, verraten uns, dass Krokodile in dem Gewässer leben. Daher möchten wir ungern schwimmen, und zum durchwaten ist der Bach zu tief.
Gabriel schlägt vor zur Straße zurück zu gehen und den Bach über eine Brücke zu überqueren. Das möchte ich nur äußerst ungern, denke aber, dass wir in dem Streifen Galeriewald, der das Gewässer säumt irgendwo auf einen umgestürzten Baum treffen werden, der uns erlaubt über ihn balancierend das andere Ufer zu erreichen.
Und tatsächlich, nach etwas Suchen finde ich einen geeigneten Baum.

         Der Baum erlaubt uns über den Bach zu balancieren

Bereits jetzt hat sich die Gegend als nicht so einfach entpuppt: In Gabriels Hand hat sich ein Dorn tief eingebohrt, den er auch nach etlichem Stochern mit dem Messer nicht entfernen kann.

Zwar fühlen wir uns durch die Informationen der Ranger relativ sicher, was das Wasser angeht, dennoch füllen wir jeder 13 Liter in unsere Wassercontainer. Wir hätten allerdings noch mehr Kapazität um Wasser mitzunehmen...
Obwohl die Trockenzeit schon weit fortgeschritten ist, stoßen wir kaum auf Brandstellen. Daher müssen wir uns durch hüfthohes Gras und eine sehr unangenehme, stachlige Vegetation vorwärts kämpfen. Nichts desto Trotz bin ich in Hochstimmung, denn schon so dicht an der Straße wirkt die Gegend sehr viel versprechend, was Wildvorkommen angeht.

                             Weglos in Pian- Upe

Spannend wird es, als wir in der dichten Vegetation auf eine mindestens 15- köpfige  Kaffernbüffelherde treffen. Bei unserer ersten Begegnung sichern die Büffel nur kurz in unsere Richtung, flüchten dann aber. Als wir bald darauf wieder auf sie treffen, ziehen uns drei Bullen bis auf 30 Meter Entfernung entgegen, um "die Lage zu checken" Nun, dichter muss wirklich nicht sein, daher

bin ich nicht traurig, als sich die Herde endgültig entfernt....

                  Die Bullen erkunden die Lage        Foto: Gabriel Gersch

Später sehen wir noch eine große Antilope, es ist vielleicht ein Großer Kudu.
Als wir gegen 17 Uhr eine wenig bewachsene, abgebrannte Stelle entdecken, schlagen wir unsere Zelte auf.
Während Gabriel auf seinem Hobokocher "Bushbuddy" kocht, bereite ich meine Nudeln auf dem offenen Feuer zu. Davon wird der Topf natürlich ziemlich heiß, und ich Tollpatsch werfe das kostbare Wasser um, als ich den Topf vom Feuer nehmen möchte...

                                      Lager in offener Savanne

Als dann auch noch ein herrlicher, typisch afrikanischer Sonnenuntergang das Lager bescheint fühle ich mich richtig in Afrika angekommen und bin voller Vorfreude, auf die weitere Wanderung.





                                         Klassisches Afrika!

Kaum bin ich zu einem kleinen Spaziergang in die Umgebung des Lagers aufgebrochen, entdecke ich auch schon eine Herde von elf rindergroßen Elenantilopen. Toll, dass es hier in der Nähe der Straße offenbar noch relativ viel Großwild gibt. Eigentlich hatte ich angenommen, dass es hier bedingt durch Wilderei kaum noch Wildtiere gibt.

Während Glühwürmchen in der Umgebung leuchten, sitzen wir am Lagerfeuer und lassen den Tag Revue passieren. Trotz unserer Entdeckung durch die Ranger und das schwierige Vorankommen sind wir zufrieden.







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